In Zeiten von Klimagipfeln, weltweiten CO2 Belastungsprotokollen und dem Kyoto Protokoll sind die alternativen, erneuerbaren und regenerativen Energien gefragt wie nie zuvor. Aufgrund massiver umwelttechnischer Vernachlässigungen in den letzten Jahrzehnten stehen die Regierungen dieser Welt heutzutage vor einem Globalen Umweltproblem. Mit Hochdruck wird seitens der Unternehmen daran gearbeitet, alternative Antriebsmöglichkeiten für Verbrennungsmotoren zu entwickeln. Die politischen Entscheidungsträger beraten über Subventionen für energieeffiziente Maßnahmen im privaten, öffentlichen und wirtschaftlichen Sektor.

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In diesen Zeiten sind innovative Ideen und kreative Lösungen gefragt, um eine Nachhaltigkeit zu erreichen. Ein solches Konzept hat die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit ihrer Ende Januar 2012 erschienen Broschüre „Good, Better, Best – The City of Copenhagen´s Bicycle Strategy 2011-2025“ vorgestellt und detailliert beschrieben, wie das Ziel, den Verkehr in der Stadt mit einem Anteil von über 50 % auf das Fahrrad zu verschieben. Mit der Verlagerung von 50 % des städtischen Verkehrs auf das Fahrrad, soll der Grundstein für den Weg zur CO2 neutralen Stadt geebnet und vorbereitet werden.

Kopenhagen hat das ehrgeizige Ziel Welt – Fahrradhauptstadt zu werden. Schon heute kann die dänische Hauptstadt mit einem Anteil von 36 % Fahrradfahrern in der Stadt Journalisten und Politiker in Erstaunen versetzen. Das Fahrrad ist ein selbstverständliches Verkehrsmittel um zur Arbeit zu fahren und um Einkäufe, die Wege zur Schule und zur Universität zurück zu legen. Das Projekt wird ebenfalls im Sinne des Gesundheitsmanagements der Stadt unterstützt und gefördert, da dies im Sinne der offiziellen Gesundheitsstrategie geschieht. Rund 150.000 Menschen radeln täglich zur Arbeit und legen dabei eine Wegstrecke zwischen zwei und zwölf Kilometern zurück. Schon im Jahre 2015 soll das ehrgeizige Ziel, ein Radverkehrsanteil von 50 % zu erlangen, erreicht werden.

Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen sind weiterhin Sanierungs – und Ausbauarbeiten auf den Radverkehrsanlagen möglich. Zurzeit herrscht zu den Spitzenzeiten bzw. den Stoßzeiten eine permanente Überlastung des Radwegenetzes, sodass man teilweise schwer voran kommt und auf dem Weg zur Arbeit mitunter einige Minuten verliert. Aus diesem Grund werden Erweiterungen an den Radverkehrsanlagen in dem 14 jährigen Zeitraum vorgenommen. Konkret bedeutet dies ein Ausbau der Radwegenetze auf bis zu Dreispurige Fahrradwege, die den Fahrradverkehr zu einem permanenten Durchfluss verhelfen sollen. Daneben wird es eigens für die Fahrradfahrer grüne Wellen durch die Stadt geben, sodass auch damit eine rasche, zügige und geordnete Verkehrsbewältigung der Fahrradfahrer gewährleistet werden kann.

Neben dem Aus – und Weiterbau vorhandener Radwege werden konsequenterweise auch neue Brücken und Umgehungswege gebaut werden, die die Fahrtzeit aus dem Einzugsgebiet der Hauptstadt enorm verkürzen und vereinfachen. Darüber hinaus wird es einen eigens für diese Wege ausgebauten und erweiterten Winterdienst geben, der dafür sorgen wird, dass die Straßen und Wege problemlos und sicher befahren werden können. Neben dem Winterdienst wird es eine eigens eingerichtete „Straßenmeisterei“ geben, die Unebenheiten, Löcher und Beschädigungen an den Radwegen beheben und ausbessern. Es wird damit ein neues Konzept eingeführt, welches Weltweit bisher tatsächlich einzigartig zu sein scheint. Dass dies alles keine reinen Luftschlösser sind, zeigt die aktuelle Ausrichtung der Stadt auf dieses ehrgeizige Projekt und dessen Ziele.

Daneben findet ein Ausbau der vorhandenen Abstellmöglichkeiten für Fahrradfahrer statt, denn diese Masse von Fahrrädern muss in der Innenstadt auch bewältigt werden können. In einer Kooperation mit Händlern, Arbeitgebern und Nahverkehrsanbietern wird die Stadt neue Abstellanlagen schaffen. Daneben wird das sogenannte Fahrrad – Butle – Projekt weiter ausgebaut und an mindestens sechs U-Bahn Stationen eingeführt. Dieses beinhaltet das Abstellen und Warten des Fahrrades, während man an seinem Arbeitsplatz ist.

Im Überblick bedeutet das für die Stadt und Bewohner Kopenhagens folgendes:

Erhöhung des Radverkehrsanteils am Gesamtverkehr (Modal Split)

  • Anteil aller Wege per Fahrrad zur Arbeit und zur Schule in Kopenhagen (2010: 35 Prozent)
    2015 bis einschließlich 2025 – 50 Prozent

Qualität

  • Teil des Radverkehrsnetzes mit drei Radspuren pro Richtung (2010: 25 Prozent)
    2015 – 40 Prozent
    2020 – 60 Prozent
    2025 – 80 Prozent
  • Reduzierung der Reisezeit im Vergleich zum Jahr 2010
    2015 – 5 Prozent
    2020 – 10 Prozent
    2025 – 15 Prozent
  • Prozentsatz der Kopenhagener, die sich beim Radfahren sicher fühlen (2010: 67 Prozent)
    2015 – 80 Prozent
    2020 – 85 Prozent
    2025 – 90 Prozent
  • Rückgang der Zahl der bei Unfällen schwerverletzten Radfahrer im Vergleich zum Jahr 2005
    2015 – 50 Prozent
    2020 – 60 Prozent
    2025 – 70 Prozent
  • Prozentsatz der Kopenhagener, die Radwege als gut gepflegt empfinden (2010: 50 Prozent)
    2015 – 70 Prozent
    2020 – 75 Prozent
    2025 – 80 Prozent
  • Anteil der Kopenhagener, die glauben, dass die Fahrradkultur positive Auswirkungen auf die städtische Atmosphäre hat (2010: 67 Prozent)
    2015 – 70 Prozent
    2020 – 75 Prozent
    2025 – 80 Prozent

Maßnahmen zur Verkürzung der Reisezeit

  • Anlage von Fahrrad-‚Superhighways‘ (Routennetz in der Hauptstadtregion).
  • ‚Kleine‘ Abkürzungen (200 – 400 insgesamt, inclusive Freigabe von Einbahnstraßen, Anschlüsse, etc.).
  • ‚Große‘ Abkürzungen (5 – 8 Brücken/Unterführungen).
  • Einsatz von Verkehrstelematik (ITS – Intelligent Transport Systems) zum Beispiel auf Routen mit grüner Welle für Radfahrer.
  • E-Bikes (Infrastruktur und Förderung).
  • Informationen über die besten Routen (Beschilderung, GPS – Lösungen).
  • Geschwindigkeitsreduzierungen für Autos, wo möglich, zum Beispiel in der Nähe von Schulen.
  • Bessere Vernetzung von Metro/Bahn/Bus und Fahrrädern, inklusive Verleihsystemen und bessere Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen.
  • Erhöhung der Bevölkerungsdichte.
  • Verhaltens-Kampagnen mit dem Fokus auf Zeichengebung und Überholen mit Vorsicht.
  • Kooperation mit der Polizei hinsichtlich der Änderung von Verkehrsregeln, unter anderem bei der Einführung des gegenläufigen Radverkehrs in Einbahnstraßen oder bei der Einführung von Lösungen, die es ermöglichen sollen, an roten Ampeln rechts abbiegen zu dürfen.
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Maßnahmen zur Erhöhung des Sicherheitsempfindens

  • Grüne Radrouten.
  • Umbau von Knotenpunkten (inklusive der Fortführung von Radwegmarkierungen über die Kreuzungen und Einführung aufgeblasener Radfahreraufstellflächen vor dem Kfz-Verkehr).
  • Aufweitung von Radverkehrsanlagen an Engstellen (sog. Flaschenhälse).
  • Neue Radwege und Radstreifen (30 – 40 km).
  • Generelle Verbreiterung von Radwegen (10 – 30 km).
  • Aufbringung von zusätzlichen Radstreifenmarkierungen zur Verbreiterung auf stark frequentierten Streckenabschnitten.
  • Fahrrad- und Busstraßen.
  • Rücksichts- und Verhaltens-Kampagnen.
  • Sichere Schulwege.
  • Verkehrsunterricht an verschiedenen Schulen in Kopenhagen.

Maßnahmen zur Erhöhung des Komforts

  • Glatterer Asphalt auf Radwegen.
  • Verbesserte Schneeräumung und Radwegesäuberung.
  • Effektive Abstellmöglichkeiten (Infrastruktur, Partnerschaften, Entfernung herrenloser Räder).
  • Service (Luftpumpen, Trinkstellen, Fahrradbuddy-Applikationen, Wetterberichte, etc.).
  • Partnerschaften mit Arbeitsstätten und Bildungseinrichtungen hinsichtlich Fahrradserviceeinrichtungen und Informationsangeboten.
  • Bessere Bedingungen für in der Stadt Beschäftigte (Abstellmöglichkeiten, Umkleideräume, Fahrradreparaturen, etc.).
  • Entwicklung neuer Produkte (bewachtes Fahrradparken, Oberflächenbehandlung von Holperstrecken, etc.).

Wie man an diesem Projekt sehen kann, sind die meisten Dinge nicht so abwegig, wie man in der ersten Einschätzung vermutet. Kopenhagen ist damit auf einem sehr erfolgreichen Weg, sein internationales Image auf eine einzigartige Weise zu präsentieren. Die Stadt wird aufgrund dieser Maßnahmen selbstverständlich auch sehr attraktiv für Radsporturlauber bzw. Tourenurlauber. Mit einer solch rosigen Aussicht, müsste eine Tourenplanung nach oder in Verbindung mit Kopenhagen in den kommenden Jahren doch geradezu eine Pflicht sein. Oder etwa nicht?

(Quellen: www.kk.dk/cityofcyclists ; Good, Better, Best – The City of Copenhagen’s Bicycle Strategy 2011 – 2025 Broschüre)