Zugegeben – Madrid ist nicht gerade jedermanns erste Wahl, wenn es um einen Fahrradurlaub geht. Verständlich, denn besonders in den Sommermonaten ist es brütend heiß und der Verkehr ist nicht wirklich radfahrerfreundlich. Trotzdem ist es durchaus lohnenswert, die Stadt einmal mit dem Fahrrad zu erkunden. Erst vor einigen Jahren wurde für eine solche Tour der Grundstein gelegt: Die neue gründe Fahrradstraße Anillo Verde Ciclista führt in einem Ring um die spanische Hauptstadt. Sie ist 64km lang und bietet die erste wirklich angenehme Möglichkeit, mit dem Fahrrad durch Madrid zu fahren. Die Beschilderung ist gut und Karten sind an der Touristeninformation auf der Plaza Mayor oder online erhältlich. Am angenehmsten ist die Tour im Frühling.
Wer auf dem grünen Fahrradring durch Madrid fährt, der erlebt vor allem eins sehr intensiv: Die sozialen Unterschiede, die das Leben der Bewohner bestimmen. Der Weg führt Sie durch die äußeren Stadtteile Madrids. Ein guter Startpunkt ist der Zoo, von dort aus strampelt man zunächst Richtung Süden. Das leichte Gefälle ist ein guter Einstieg und die Umgebung mit den vielen Parkanlagen bietet einen tollen Ausblick. Richtung Norden zeigt sich die Stadt von einer anderen Seite, die Skyline mit ihren Hochhäusern rückt ins Sichtfeld. Norden und Süden der Stadt unterscheiden sich wie Tag und Nacht: Während sich im Norden geräumige, saubere Apartments hinter den Fassaden verstecken, gibt es im Süden fast nur kleine, enge Wohnungen. Auch die Szenen, die man auf der Straße beobachten kann, sind grundverschieden. Im Süden tummeln sich hauptsächlich Immigranten und spanische Rentner, auf der Straße stehen ein paar alte Autos. Im Norden hingegen sind die Autos neu und teuer, Fahrzeuge der Oberschicht. Hier gibt es außerdem schicke Einfamilienhäuser.
Insgesamt bleibt die typische Topografie Madrids nicht unbemerkt: Es geht entweder bergauf oder bergab in der durch den Rio Manzanares zerfurchten Landschaft. Das ist ziemlich ermüdend – und trotzdem die Anstrengung wert. Der Radweg erfreut sich großer Beliebtheit unter den Madrilenen, die seit Ewigkeiten darauf gewartet zu haben scheinen. Der Weg ist gut ausgebaut und alle paar Kilometer gibt es einen netten Rastplatz. Von viel befahrenen Straßen wird sich ferngehalten und über Autobahnen führen Brücken.
Wer schließlich wieder am Ausgangspunkt steht, wird vermutlich ziemlich erschöpft sein. Dann bietet sich am besten die U-Bahn an, um zurück zum Hotel in der fünf Kilometer entfernten Innenstadt zu fahren.
Natürlich sollte man sich auch die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt nicht entgehen lassen. Besuchen Sie den Plaza Mayor und die Puerta del Sol. Auch die offizielle Residenz des spanischen Königshauses, der Palacio Real, ist definitiv einen Besuch wert (der liegt allerdings etwas außerhalb). Für Kunstinteressierte ist das Museo del Prado ein Muss, es gehört zu den wichtigsten Malereimuseen der Welt und zeigt bedeutende Werke spanischer und europäischer Kunst.