Irland ist ja inzwischen ein Reiseziel, das besonders für abenteuerlustige Naturliebhaber immer attraktiver wird. Die einmalige (und natürlich grüne) Landschaft, die zahlreichen geschichtsträchtigen Stätten, die malerischen kleinen Städtchen und nicht zuletzt die urgemütlichen Pubs sind inzwischen bei Touristen aus aller Welt sehr beliebt.

Anders sieht es hingegen oft  noch in der Republik Nordirland aus. Hier fällt den meisten leider immer noch hauptsächlich der Nordirlandkonflikt und die damit verbundenen gewalttätigen Ausschreitungen ein.

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Diese Auseinandersetzungen gehören jedoch Gott sei Dank bis auf ganz wenige traurige Ausnahmen der Vergangenheit an und man kann sich als Tourist  hier heute wirklich sehr sicher fühlen.

Wenn man sich durch das Bild des Konfliktherdes von einer Radreise durch Nordirland abhalten lassen würde, würde man so einiges verpassen. Denn 1.200 Kilometer Fahrradwegenetz warten auf Radreisende und auf vielen kleinen und großen Touren lässt sich das Land ganz wunderbar erkunden.

Auf der Belfast to Ballyshannon Tour kann man zudem die irische Geschichte hautnah erleben. Damit sollte man bereits in der Stadt beginnen, in der dieser Trail startet. Belfast war im Nordirlandkonflikt hart umkämpft und auch heute noch sind die Spuren der Kampfhandlungen noch nicht vollständig getilgt. Geschichtlich interessierte Besucher sollten deshalb auf jeden Fall auch die Weststadt besuchen, wo Protestanten und Katholiken nach wie vor durch Peace Lines, meterhohe Befestigungen, voneinander getrennt werden. Eindringliche Murals, riesige Wandbilder erzählen hier von den Schicksalen in diesem Konflikt und verdeutlichen die beidseitige Hoffnung auf endgültigen Frieden.

Neben diesen Erinnerungen an die schwierigen Tage dieser Stadt ist Belfast aber natürlich auch eine pulsierende, quicklebendige Metropole, die sich gut mit dem Fahrrad erkunden lässt. Deshalb werden hier auch spezielle, geführte Stadttouren mit dem Fahrrad angeboten. So lassen sich die vielen imposanten Bauwerke wie die Kathedrale St. Annes oder das Belfast Castle und die weitläufigen Parks einfach am besten erkunden. Unbedingt besuchen sollte man in Belfast auch den Crown Liquor Saloon, das bekannteste und älteste Pub Nordirlands.

Wenn man Belfast verlässt, ist auf den folgenden 386 Kilometern Richtung Ballyshannon dann eine Menge Muskelschmalz gefordert. Nicht nur der starke Wind sondern auch die zahlreichen Steigungen machen Radfahrern teilweise ordentlich das Leben schwer. Als Lohn für die Mühen erwarten einen auf dieser Tour dann jedoch die spektakuläre nordirische Küstenlandschaft und mit dem Ulster American Folk Park auch eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Nordirlands. In diesem riesigen Freilichtmuseum wird die Geschichte Irlands diesseits und jenseits des Atlantiks im 18 und 19 Jahrhundert beleuchtet. Zahlreiche irische Auswanderer gingen damals getrieben von Hungersnöten und Armut in die USA. Das Museum widmet sich den beiden Schauplätzen irischer Geschichte und erweckt diese durch viele Nachbauten zu neuem Leben. Die Belfast to Ballyshannon Tour verläuft einmal quer von Ost nach West durch ganz Nordirland und endet schließlich in Ballyshannon an der Küste von Donegal.

Wer dann noch genug Ausdauer hat, kann sich in Ballyshannon direkt wieder in den Sattel schwingen und zu einer anderen prominenten Fahrradtour aufbrechen. Diese führt 298 Kilometer von Ballyshannon bis nach Ballycastle an der Nordspitze Nordirlands. Von hier ist es quasi nur noch ein Katzensprung bis nach Schottland hinüber. Die Stadt Derry/Londonderry und der berühmte Giants Causeway sind die Highlights auf dieser Tour. Derry/Londonderry ist die Britische Kulturhauptstadt 2013 und durch eine sehr wechselvolle Geschichte geprägt. Da auch Derry/Londonderry ein Brennpunkt im Nordirlandkonflikt war, sind auch hier wieder die mahnenden Murals zu finden. Der Giants Causeway ist ein wahres Naturwunder, das auch zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Fast 40.000 gleichmäßig geformte Basaltstelen ragen aus dem Meer und wurden der Legende nach als Damm von einem Riesen erbaut.

Neben diesen beiden Touren gibt es natürlich noch zahlreiche kleine gemütliche oder längere, fordernde Touren die man in Nordirland unternehmen kann.

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Obwohl die Temperaturen meist sehr mild sind und an manchen Stellen sogar Palmen wachsen, ist Irland trotzdem nicht gerade ein Ziel für Sonnenanbeter. Es gibt hier zahlreiche Arten von Regen und auf diesen sollte man sich und seine Ausrüstung entsprechend vorbereiten. Regenbekleidung und regenfeste Taschen sollten deshalb auf jeden Fall zur Grundausstattung mit dazu gehören.

Auch die notwendigsten Werkzeuge sollte man mit auf Tour nehmen, denn teilweise kann es bis zur nächsten Werkstatt recht weit sein. Auf den für unsere Verhältnisse ruhigen, jedoch oftmals engen Nebenstraßen kann man meist recht bequem radeln. Der Linksverkehr ist  für „Rechtsfahrer“ sicherlich zunächst durchaus gewöhnungsbedürftig und vor allem im Kreisverkehr muss man hier ganz schön umdenken. Da die Iren aber ein sehr freundliches und sehr verständnisvolles Volk sind, haben auch kleine Irrfahren meist keine dramatischen Auswirkungen.

Und wenn man die Tagesetappe mal wieder im Regen absolviert hat- Ein gemütliches Pub, ein Pläuschchen mit den überaus netten Einheimischen und die einmaligen Landschaftserlebnisse entschädigen für alle Unannehmlichkeiten.