Der Genfer See gilt mit 580km² als zweitgrößter See Mitteleuropas und ist Ziel zahlreicher Ausflügler. Der See liegt sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz und heißt im Französischen Lac Léman. Dies stammt aus dem Lateinischen (lacus lemanus) wobei beide Wörter See bedeuten.
Startort unserer Tour ist die Stadt Montreux am östlichen Ende des Sees. Bekannt ist die Stadt wegen ihres außergewöhnlichen Flairs. Denn im Schutze der 2.000er gedeihen subtropische Pflanzen. Zudem findet hier jährlich das „Montreux Jazz Festival“ statt und gilt nach dem kanadischen Pendant in Montreal als größte Jazzveranstaltung. Daher hat Montreux auch den Ruf als Musikstadt, denn nicht nur der Jazz feiert hier jedes Jahr ein großes Fest, auch bekannte Musiker ließen sich hier inspirieren. Denn im Song „Smoke on the Water“ von Deep Purple wird der Casinobrand von 1971 erzählt. Zudem verbrachte Freddie Mercury teilweise seine letzten Lebensjahre hier. Ihm zu Ehren wurde ein Denkmal am Seeufer errichtet.
Mehrere Museen runden das kulturelle Programm der Stadt ab. Sehenswert sind die Pfarrkirche Saint-Vincent sowie das Schloss Châtelard von 1441, welches aber 1476 teilweise zerstört wurde und danach neu aufgebaut.
Von der 25.000 Einwohner-Stadt geht unsere Fahrradtour am Genfer See am nordöstlichen Seeufer entlang Richtung Kantonshauptstadt Lausanne. Nach rund 10 Kilometern wird Vevey passiert.
Vevey ist bekannt als Industriestadt, da hier der weltweit größte Lebensmittelkonzern angesiedelt ist. Das kulturelle Angebot ist auch hier sehr groß, das ich in der Anzahl der Museen wiederspiegelt. Zudem wurde in Vevey die erste schweizerische Stadtbibliothek eröffnet, welche 1774 eröffnete.
Ein hiesiges Winzerfest findet etwa alle 25 Jahre statt. Das sogenannte „Fête des Vignerons“ fand 1797 statt, welches rund 2.000 Besuchern Platz bot. Bei der letzten Ausgabe, zwischen dem 29. Juli und 15. August 1999 standen rund 16.000 Plätze zur Verfügung. Das nächste Fest soll zwischen dem 26. Juli und dem 11. August 2019 stattfinden.
Mit dem Fahrrad fahren wir weiter um den Genfer See von Vevey aus in das rund 20km entfernte Lausanne. Lausanne das Zentrum des Kantons Vaud ist sowohl Kantonshauptstadt als auch größte Stadt. Mit rund 125.000 Einwohnern ist sie die viertgrößte Stadt der Schweiz. Zahlreiche Einrichtungen locken Touristen in die Stadt. Drei große Theater sowie mehrere kleinere Theatersäle locken Kulturfreunde Jahr für Jahr in die Stadt. Zudem findet seit 1968 das Festival de la Cité (Stadtfest) und seit 1973 das Prix de Lausanne (Tanzwettbewerb) statt.
Zahlreiche Museen sind in Lausanne beheimatet, darunter das Kunstmuseum, das Musée de l’Élysée (Museum der Schweizerischen Fotografie) und das Musée Olympique (Dokumentation der neuzeitlichen Olympischen Spiele seit 1896). Weitere Privatmuseen, Kunstgalerien und Ausstellungen runden das kulturelle Angebot ab.
An Sehenswürdigkeit sind hier gerade auch Kathedralen sowie Kirchen und Schlösser ein lohnendes Ziel. Zahlreiche Wohngebäude sind teils mediterran beeinflusst, was einen vergessen lässt, dass man sich eigentlich mitten in der Schweiz befindet.
Naherholungsbereiche sind wie in den Städten Montreux und Vevey direkt am See, der sogenannten Waadtländischen Riviera.
Mit Lausanne verlassen wir den Trubel, das Chaos und begeben uns mit unserem Fahrrad in eine ländlichere Gegend entlang des Genfer Sees. Immer den See und die Alpen zu linken führt der Fahrradweg nach Morges, einer Kleinstadt mit einer wunderschönen Altstadt, welche aus Gebäuden, teils aus dem 15. bis 18. Jahrhundert besteht. Südwestlich der Altstadt befindet sich ein herrliches, mächtiges Schloss, welches in den Jahren 1286-91 erbaut wurde. Die Fotomotive werden hier keinesfalls ausgehen und wer nun erst einmal genug vom Fahrradfahren am Genfer See hat, der kann sich am Ufer entspannen.
Doch keinesfalls die Muskeln komplett kalt werden lassen, es sind noch 50km bis Genf zu bewältigen. Nächster Ort ist das historische Städtchen Saint-Prex, dessen Altstadt, angeglichen der Halbinsel, ein nahezu perfektes gleichschenkliges Dreieck ist, dessen Spitze der Hafen ist. Zahlreiche Gebäude aus dem 13. Jahrhundert sind hier zu finden. So erhielt die Stadt viele Jahre zuvor und zwar im Jahr 1973 den Wakkerpreis, ein Preis für die Pflege des historisch wertvollen Ortsbildes.
Wie Saint-Prex weisen viele kleinere Städte und Ortschaften schicke und guterhaltene Altstädte auf, mit Gebäuden teils aus dem 13. Jahrhundert. So kann der Fahrer stets ein kleines Päuschen einlegen und die Bilder auf sich wirken lassen, da dies wirklich einmalig ist.
Rund 25km vor Genf kommen wir auf unserer Fahrradtour um den Genfer See durch eine Stadt, die vielleicht einigen Fußballfreunden bekannt ist und zwar ist das Nyon. Denn Nyon ist seit 1995 Sitz der UEFA, dem europäischen Fußballbund. Zahlreiche Film- und Tanzfestivals locken Einheimische und Touristen in die Stadt am Genfer See. Seit 1969 findet jährlich im April das „Visions du Réel“ statt, ein internationales Filmfestival für Dokumentarfilme.
Bei Versoix passieren wir auf unserer Fahrradtour um den Genfer See die Grenze zum Kanton Genf. Von dort aus ist bereits die zweitgrößte Stadt der Schweiz sichtbar, eingerahmt zwischen dem Jura und den Alpen.
Genf (frz. Genève) ist Sitz zahlreicher internationaler Organisation darunter der UNO, WHO und der WTO. Zudem gilt Genf nach Zürich als wichtigstes Finanzzentrum der Schweiz. Hier leben rund 190.000 Menschen (im Großraum inkl. Frankreich rund 780.000) und bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, die dazu einladen, dass Fahrrad einfach abzustellen und sich die Stadt in Ruhe anzuschauen. Zahlreiche Messen, Museen und Sehenswürdigkeiten locken Millionen Menschen Jahr für Jahr nach Genf. Auf dem Messekomplex, der Palexpo können zum Beispiel der Internationale Autosalon (erste im Jahr stattfindende Autoausstellung Europas) oder der „Salon International de la Haute Horlogerie“ – der Luxusuhren-Messe.
Unsere Sehenswürdigkeiten-Empfehlung ist der Jet d’Eau, dem 140m hohen Wahrzeichen der Stadt. Ursprüngliche war die Fontäne nur wenige Meter hoch und diente als Überdruckventil für die Druckwasserleitung Genfer Juweliere. Doch unerwünschte Druckspitzen führten dazu, dass die Stadt Genf beschloss, den Wasserdruck zu erhöhen und die Fontäne zu beleuchten. Dies führt sowohl am Tage als auch im Dunkeln zu einem wunderbaren Schauspiel.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der vermutlich um 1817 entstandene botanische Garten von Genf, dem „Jardin botanique de Genève“. Ein Tierpark liegt mitten im botanischen Garten und beheimatet sowohl Dammhirsche als auch seltene Haustierrassen sowie eine Wasservogelanlage mit Enten und Flamingos und einer Voliere mit Papageien, Sittichen und anderen exotischen Vögeln.
Der „Palais des Nations“ welcher bis 1946 Sitz des Völkerbundes war. Seit dessen Auflösung ist hier der Sitz des „Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte“ und ist seit 1966 der europäische Hauptsitz der Vereinten Nationen.
Einige Bereiche sind auf für Führungen von Touristen offen, was jährlich auch rund 100.000 wahrnehmen.
Wer in Genf ist, der sollte auch unbedingt die regionalen Spezialitäten probieren, die in der Schweiz teilweise durch das AOC- oder IGP-Siegel (Indication géographique protégée) geschützt sind. Unter anderem sollte die „Longeole“ probiert werden, eine traditionelle Rotwurst oder zahlreiche Chocolatier verführen zu einer Kostprobe Genfer Schokoladenherstellung.
Und so endet unsere rund 85km lange Fahrradtour entlang des Genfer Sees. Gerade im Frühjahr und Sommer sind hier die perfekten Reisezeiten. Wer noch nicht ermüdet ist, der kann auf der französischen Seite über Thonon-les-Bains und Évians-les-Bains zurückfahren wovon sich ein fantastischer Anblick über das westschweizer Mittelland und dem Jura ergibt.